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Ist der Kauf von Merinowolle Tierquälerei?

Tina Exel • Mai 02, 2024
Es ist ein äusserst kritisches Thema: Handarbeit und das Wohl der Tiere. Lässt sich das überhaupt ruhigen Gewissens vereinen? In diesem Blogbeitrag möchte ich dieses aufwühlende Thema näher beleuchten.

Die Diskussion über Tierwohl und ethische Mode, hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ein Thema, das oft im Mittelpunkt dieser Diskussion steht, ist die Herkunft und Gewinnung von Merinowolle. Merinowolle ist wegen ihrer Weichheit und wärmeregulierenden Eigenschaften einer der beliebtesten Stoffe in der Handarbeits- und Bekleidungsindustrie, doch die Methoden ihrer Gewinnung rufen bei Tierschützern und Verbrauchern gleichermassen Bedenken hervor.
In diesem Blogbeitrag werde ich die verschiedenen Aspekte rund um die Produktion von Merinowolle betrachten und diskutieren, ob der Kauf von Merinowolle als Tierquälerei angesehen werden kann.

Was ist Merinowolle?
Merinowolle stammt von der Merinoschaf-Rasse, die ursprünglich in Spanien lebte und heute weltweit verbreitet ist. Die Wolle des Merino Schafs ist besonders fein und weich, was sie zu einer bevorzugten Wahl für Produkte von High-End-Mode, bis hin zu Performance-Kleidung macht.
Auch wir Stricker lieben die Merinowolle. Ob als reine Faser oder beigemischt zu anderen Wollsorten. Merinowolle ist einer der beliebtesten Rohstoffe in der Handarbeitsindustrie und das zu Recht. 
Einen Ausführlichen Ausflug in dieses Thema, kannst du in dem Blogbeitrag zu dem Thema «Merinowolle» machen.

Kritische Aspekte in der Merinowollproduktion
Der Hauptkritikpunkt bei der Gewinnung von Merinowolle, ist die Praxis des „Mulesing“.
Mulesing ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Hautstreifen rund um den Schwanz des Merinoschafes entfernt werden, um die Bildung von Fliegenmaden (Flystrike) zu verhindern. Diese Methode wird vor allem in Australien angewendet, dem heute grössten Produzenten von Merinowolle weltweit. Die in Australien vorherrschenden Temperaturen begünstigen die Ansammlung dieser Fliegenmaden und machen sie zum Problem von Tier und Züchtern. Kritiker betrachten Mulesing als eine grausame und schmerzhafte Praxis für die Tiere.

Alternativen und Verbesserungen
In Reaktion auf den öffentlichen Druck und die Forderungen nach ethischeren Methoden, haben einige Produzenten begonnen, alternative Methoden zu entwickeln, um Flystrike zu verhindern, ohne auf Mulesing zurückzugreifen. Dazu gehören verbesserte Zuchttechniken, die Verwendung von Insektenschutzmitteln und verbesserte Weidemanagement-Praktiken. Ausserdem gibt es Initiativen und Zertifizierungen, wie die „Responsible Wool Standard“ (RWS), die darauf abzielen, das Wohl der Schafe und die Nachhaltigkeit der Farmen zu verbessern.

Was können wir handarbeitenden Verbraucher tun?
Als Stricker kannst du aktiv dazu beitragen, die Nachfrage nach ethisch gewonnener Wolle zu fördern, indem du Wollsorten wählst, die zertifiziert sind oder von Herstellern stammen, die keine grausamen Praktiken wie Mulesing anwenden. Auch ein Bio-Siegel gibt Aufschluss über die Herstellungspraktiken und ist ein Garant für Mulesing-freie Wolle.
Informiere dich stets über die Herkunft der Rohstoffe und unterstütze Marken, die sich für Transparenz und ethische Praktiken einsetzen.
Grundsätzlich solltest du immer vorsichtig sein, wenn der Wollpreis unrealistisch tief ist oder von Herstellern stammt, die gänzlich unbekannt und nicht zertifiziert sind.
Bei den Wollherstellern in meinem Woll-Lust Sortiment, kannst du ruhigen Gewissens ausschliessen, dass es sich um Wolle handelt, bei dessen Herstellung Mulesing praktiziert wird.

Fazit
Ob der Kauf von Merinowolle als Tierquälerei angesehen werden kann, hängt stark von den spezifischen Praktiken der Wollproduzenten ab.
Während traditionelle Methoden wie Mulesing erhebliche Bedenken hinsichtlich des Tierwohls aufwerfen, gibt es auch viele Bemühungen und Fortschritte hin zu humaneren und nachhaltigeren Praktiken.
Als informierte Verbraucher können wir eine wichtige Rolle spielen, indem wir bewusst entscheiden, welche Produkte wir unterstützen und dadurch die Industrie in eine positivere Richtung lenken. Letztlich liegt die Wahl bei uns, und jeder Schritt hin zu mehr Ethik und Nachhaltigkeit zählt.

Alternativen
Wenn dich das alles nicht überzeugen kann, bedenkenlos Merinowolle zu verstricken, bleibt dir die Möglichkeit, zu «veganen» Wollalternativen, wie Baumwolle oder Viskose zu greifen.
Bitte sehe von der Nutzung von Garnen mit einem hohen Kunstfaseranteil, wie Polyacryl, ab. Diese stellen eine grosse Belastung für unsere Umwelt dar. Doch diesem Thema möchte ich mich in einem anderen Blogbeitrag widmen…

Wie stehst du zu dem Thema Handarbeit und Tierwohl? Gerne lade ich dich ein, die Kommentarfunktion zu nutzen, um dieses Thema zu diskutieren.

Deine Tina

Merinowolle
von Tina 22 Feb., 2024
Wer von uns liebt sie nicht? Die Merinowolle ist eines der beliebtesten Garne unter den Stricker- und Häklerinnen - und das absolut zurecht! Aber wisst ihr eigentlich, woher die Wolle kommt, wie sie produziert wird und was man alles aus ihr machen kann? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Merinowolle und Schurwolle? In diesem Beitrag wollen wir euch diese Fragen beantworten. Woher kommt Merinowolle und wie wird sie produziert? Merinoschafe gibt es an vielen Orten der Welt. Ein Grossteil weidet in Australien und Neuseeland. Aber auch in Südamerika und Südafrika gibt es Merinofarmen. Merinoschafe können in der Regel einmal pro Jahr geschoren werden. Diese Schur findet normalerweise im Frühjahr statt, wenn die Wolle am dichtesten und am längsten ist. Das Thema “mulesing” ist leider bei Merinoschafen immer noch ein grosses Thema. Viele Garnhersteller, so auch Pascuali und Lang Yarns, unterstützen diesen Prozess nicht. Die von uns ausgewählten Hersteller kontrollieren die Farmen, welche für sie produzieren, streng, weshalb wir euch zu 100% versichern können, dass all unsere Garne “mulesing-frei” sind. Was ist Merinowolle und wie fühlt sie sich an? Merinowolle ist eine besonders hochwertige Form der Schurwolle. Sie zeichnet sich durch ihre besondere Weichheit und Feinheit aus. Durch ihre Beschaffenheit kühlt sie im Sommer und wärmt im Winter. Im Gegensatz zu anderer Schurwolle kratzt sie nicht und kann direkt auf der Haut getragen werden. Bei besonderer empfindlicher Haut empfiehlt es sich Merinowolle mit Seide zu verstricken. Desweitern kann es qualitative Unterschiede in der Feinheit der Merinowolle, auch Mikron genannt, geben. Je niedriger der Mikron Wert ist, um so feiner und weicher ist die Wolle. Gleichzeitig steigt mit sinkendem Mikron-Wert der Preis. Man kann also grob sagen, je teurer die Wolle, desto besser die Faserqualität. Welche Vor- und Nachteile gibt es bei Merinowolle? Der wohl grösste Vorteil an Merinowolle ist die Wärmeregulation und der Transport der Feuchtigkeit. Fertige Produkte aus Merinowolle müssen nur selten gewaschen werden. Bei Feuchtigkeit werden sie nicht klamm. Ausserdem behält dein Pullover die Passform und knittert nicht. Als Nachteil kann man lediglich sagen, dass reine Merinowolle nicht so reissfest ist wie Syntetikfasern und dass sie lange zum Trocknen braucht. Aber mit diesen kleinen Nachteilen kann man wunderbar leben, oder? ;) Warum kratz Merinowolle nicht? Dies ist ganz einfach zu erklären. Merinowolle ist im Gegensatz zu gewöhnlicher Schurwolle deutlich feiner (16,5 bis 24 Mikron). Schafwolle ist etwa doppelt so dick. Durch diese Feinheit wird die Merinowolle nicht als “störend” auf der Haut empfunden. Wie wäscht man Produkte aus Merinowolle? In der Regel steht auf der Banderole der Wolle eine Waschempfehlung. Wir empfehlen pauschal, das fertige Produkt mit Handwäsche und einem kleinen Spritzer Wollwaschmittel zu waschen. Danach reicht es meist, das Produkt zu lüften, sofern keine grobe Verschmutzung vorliegt. Was kann man aus Merinowolle stricken/ häkeln? Merinowolle eignet sich für nahezu alles. Da wären: Socken, Mützen, Schals, Cardigans, Pullover, Decken und vieles mehr. Auch beim Häkeln lässt die Merinowolle keine Wünsche offen. Sie eignet sich für ein ein Kissen, Dekoartikel, Kleider, Spieluhren und Rasseln und vieles mehr…. Ich habe euch ein paar Anleitungen zusammengestellt mit der passenden Merinowolle. Ich hoffe, euch hat der kleine Ausflug in die Welt der Merinowolle gefallen. Über welche Wollsorte soll ich beim nächsten mal schreiben? Eure Tina
Dummes Schaf
von Tina 20 Feb., 2024
Für uns sind sie eines der wunderbarsten Tiere überhaupt. Liefern sie uns doch ein wichtiges Lebenselixier: Wolle. Doch mit ihren grossen Glubschaugen und dem panisch, hektischen, teils unüberlegten Herdentrieb, wirken sie manchmal nicht ganz grundlos etwas primitiv. Doch ist das ein böses Vorurteil oder eine Tatsache? Die Intelligenz von Schafen liegt im Durchschnitt unter der von Hunden oder Pferden. Dennoch haben Schafe Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die auf eine gewisse Intelligenz hinweisen. Einige Beispiele für intelligentes Verhalten von Schafen sind: 1. Soziales Verhalten: Schafe sind sehr soziale Tiere und bilden enge Bindungen zu anderen Herdenmitgliedern. Sie können individuelle Schafe anhand ihres Aussehens und Geruchs erkennen. Der unüberlegte Herdentrieb ist daher mehr ein Ausdruck von Sympathie getreu dem Motto: „Ich folge dir blind“. 2. Gedächtnis: Schafe können sich über längere Zeiträume an bestimmte Dinge erinnern, wie etwa Orte, an denen sie Futter gefunden haben. 3. Kommunikation: Schafe kommunizieren miteinander über verschiedene Laute und Körpersprache, um Bedürfnisse oder Gefahren auszudrücken. Ok über Punkt zwei lässt sich streiten. Wenn ich in einem Restaurant arbeite, finde ich wahrscheinlich auch immer was zu essen, genauso wie ein Schaf auf einer Wiese immer etwas zum fressen finden sollte… Aber dennoch: Schafe sind nicht dumm. Wir bilden uns hier ein vorschnelles Urteil und lassen uns anhand des Aussehens der Tiere und ihrem, für den Menschen teils untypischen Verhaltens, in die Irre führen. Ausserdem haben Studien gezeigt, dass Schafe sich Entscheidungen über Wochen merken können, genauso wie bis zu 50 Gesichter. Das ist definitiv mehr, als ich an manchen Tagen kann… Bonus-Fact: Schafe können hervorragend springen: Obwohl Schafe nun wirklich nicht gerade für ihre Sprungfähigkeiten bekannt sind, können sie Hindernisse von bis zu einem Meter überwinden - wenn sie motiviert sind. Es ist faszinierend und gleichzeitig amüsant zu sehen, wie ein Schaf über etwas springt, von dem man nicht im Geringsten erwartet hätte, dass es dazu in der Lage ist. Staunen erlaubt. Liebe Grüsse Eure Tina
Herzlich willkommen im Woll-Lust Blog
von Tina 16 Feb., 2024
Hallo liebe Woll-Lüstige, schön bist du hier! Ich bin Tina (36) das Gesicht hinter dem Label "Woll-Lust". In meinem Woll-Alltag im Laden sowie Online, begegnen mir viele Interessante Fragen rund um das Thema Wolle, ihre Herkunft und Verarbeitung. All diesen Fragen und noch mehr, möchte ich in diesem Blog auf den Grund gehen. Mit ein bisschen Witz und Ironie, Liebe zur Sache, aber auch interessanten Fakten. Ich freue mich, wenn du mich auf meiner Reise durch Wolltasien begleitest. Und wenn dir eine Frage auf der Seele brennt, über die ich unbedingt einen Beitrag schreiben sollte, lass es mich wissen! Woll-lüstige Grüsse Deine Tina
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